Waltraud Klasnic ist Ehrenbürgerin der Stadt Graz Als erste Frau in der Geschichte der Stadt Graz erhielt Waltraud Klasnic die Ehrenbürgerschaft verliehen. Das Rathaus hatte sich zu diesem Anlass besonders hübsch herausgeputzt: Den Eingang wie das Treppenhaus säumten anmutige Lorbeerbäumchen mit saftig grünen Blättern, dazwischen leuchtete der rote Teppich und kündigte förmlich schon die besonderen Gäste an, die heute Vormittag darauf emporschritten. Im zweiten Stock nämlich, im Gemeinderatssitzungssaal, fand die feierliche Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an Waltraud Klasnic statt. Die ehemalige „Frau Landeshauptmann“ der Steiermark, wie sie stets genannt werden wollte, ist damit die erste Dame, die sich in die lange Liste der bereits verstorbenen und in die kürzere der noch lebenden Ehrenbürger der Stadt Graz einreiht. Eine besondere Premiere sozusagen. Bgm. Siegfried Nagl überreichte LH a.D. Waltraud Klasnic die Ehrenbürger-Urkunde. Viel Prominenz und Stolz
Doch wem wird diese Honoration eigentlich zuteil? Personen, die sich um den Bund, das Land oder die Stadt hervorragend verdient gemacht haben. Sie erhalten eine Ehrenbürgerurkunde und werden von einem heimischen Künstler porträtiert. Dieses Bild wird dann in den Räumlichkeiten des Grazer Rathauses ausgestellt. Im Rahmen eines Festaktes wird die Urkunde vom Bürgermeister der Stadt Graz überreicht. Und zu diesem Festakt fanden sich heute zahlreiche prominente Persönlichkeiten, darunter die Ehrenbürger Diözesanbischof Senator h.c. Dr.h.c. Johann Weber, Bürgermeister a.D. DI DDr. Dr.h.c. Alexander Götz, Bürgermeister a.D. Alfred Stingl sowie die Ehrenringträger Prof. Mag. Ernst Christian Gerhold und Landeshauptmann-Stv. a.D. Senator h.c. Prof. Kurt Jungwirth im Rathaus ein. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und weitere VertreterInnen der Landesregierung wohnten der Festsitzung bei. Und natürlich auch die Familie der Neo-Ehrenbürgerin. Leider jedoch fehlte Gatte Simon, der im vergangenen Jahr im Alter von 74 Jahren verstorben war. Waltraud Klasnic ist Mutter dreier Kinder (Simon, Horst-Peter und Michaela) sowie fünffache Oma. Auf diese ganz stolz zeigte sich auch Enkel Martin Absenger. Der 21-jährige Student wohnte der Festsitzung aufgeregt bei und hatte einen großen Blumenstrauß mitgebracht: „Wir fühlen uns alle sehr geehrt. Es ist einfach großartig.“ Und selber? Möchte er auch einmal an der Stelle seiner Oma stehen und zum Ehrenbürger ernannt werden? „Naja, mal sehen, was sich ergibt“, lächelte er vielsagend. Vorbild und Kampfgeist
Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl, der die Festsitzung eröffnete, tat dies auch mit lachendem Gesicht, bezeichnet er doch Waltraud Klasnic stets als eine jener Persönlichkeiten, die ihn einst zum Schritt in die Politik motiviert hatten. Im Rahmen seiner Festrede kramte das Stadtoberhaupt in seinen Erinnerungen und pickte dort ein Zitat heraus, das er vor mehr als 15 Jahren bereits einmal für Waltraud Klasnic verwendet hatte. Es stammt von der amerikanisch-ungarischen Schauspielerin Zsa Zsa Garbor: „Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können.“ „Ich freue mich daher, dass diese starke Frau, die unermüdlich im Einsatz für das Gemeinwohl steht, heute die erste weibliche Ehrenbürgerin unserer Stadt Graz wird. Liebe Waltraud Klasnic, sei herzlich willkommen geheißen im Rathaus!“ Weiters betonte Nagl: „Für mich bist du mit deiner Lebenseinstellung zu einem großen Vorbild geworden, denn wir brauchen bei all den Krisen, die scheinbar oder tatsächlich auf uns zukommen so etwas wie ‚politische Lebensfreude‘, eine Art Geschichtsmunterkeit, die wir uns selbst zu eigen machen und mit der wir unsere Mitbürger mitreißen, mit der wir Hoffnung für die Zukunft geben.“ Der Bürgermeister lieferte einen Überblick über das bewegte Leben Klasnics, von ihren durchaus schweren Startbedingungen als 1945-Geborene, die von ihren Eltern zur Adoption freigegeben worden war und das Glück gehabt hatte, bei einer liebevollen Ersatzmutter aufzuwachsen. Die Lebensbedingungen waren hart, was wohl auch einen Beitrag zu Klasnics Kampfgeist, Engagement in der Frauenbewegung und Durchhaltevermögen geleistet hat. Dreimal tief durchatmen
Klasnic selbst stellte ihrer Dankesrede vor allem den Dank an alle voran, die sie in ihrem Leben bisher unterstützt, gestützt und getragen haben: „Es ist ein großes Geschenk, dass ich das alles erleben konnte und ich möchte betonen, dass man das nicht alleine schafft.“ Sie unterstrich ihre tiefe Verbundenheit mit der Landeshauptstadt: „Ich bin eine echte Grazerin“ und meinte: „Ausbildung ist wichtig, aber noch wichtiger sind die Menschen, die dich ausbilden.“ Und da hatte sie unter anderen eine Dame sehr geprägt, die sie als ihre Lehrmeisterin bezeichnete – Margarethe Gerstner (Kindermodegeschäft): „Sie hat immer zu mir gesagt: ‚Dreimal tief durchatmen, bevor du etwas Freches antwortest‘ und das habe ich oft getan, oft habe ich hundertmal durchgeatmet, die ganze Nacht lang“, schmunzelte die frischgebackene Ehrenbürgerin vom Rednerpult herab. Dort versprühte sie genau jenen Charme, jenes Charisma und jene Authentizität, die sie auch in ihren zahlreichen Funktionen so auszeichnen. Ein Anliegen war und ist ihr stets der Mensch und sein Schicksal. „Von der Wiege bis zur Bahre“, wie es Bürgermeister Nagl formulierte. Klasnic setzte sich an der Landesspitze für die Einführung der Babyklappe ein und ist heute u. a. engagiert im Hospizbereich tätig. Kunstvoll
Die Urkundenmappe, die Waltraud Klasnic am Höhepunkt des Festaktes überreicht bekam, trägt übrigens den künstlerischen Schriftzug von Matta Wagnest. Die 1964 in Graz geborene und in Wien wie der Weststeiermark lebende Künstlerin hat bei Peter Weibel studiert und für die Ehrenbürgerin eine besonders ansprechende Gestaltung gewählt.
Information der Stadt Graz, 25.02.2016
|